Sunday, May 20, 2007

Und sie streiken weiter oder doch nicht oder sollte ich sagen wir? Ich habe mittlerweile den schon anfangs kaum vorhandenen Durchblick verloren, aber so wie es aus der gestern abend erhaltenen mail hervorgeht, streiken die israelischen Studenten weiter. Allerdings kam kurz zuvor die mail vom Professor unseres PhD-Seminars, der uns den heutigen Unterrichtsstoff sendete. Und nun?
Ich glaube, die meisten haben das Ziel aus den Augen verloren. Mittlerweile gibt es in Restaurants extra Angebote für streikende Studenten, Vorlesungen werden auf dem Rothschild Boulevard abgehalten und abends finden Parties mit dem Streikmotto statt. Es kann sein, dass das Semester extra verlängert wird wegen der verlorenen Stunden. Schon seit über einem Monat findet kein regulärer Unterricht statt. Ich finde das mehr als seltsam. Es geht irgendwie total unter, niemand fühlt sich wirklich betroffen, ausser natürlich den Studenten selbst. Die Streitpunkte, alle möglichen Kürzungen mit gleichzeitiger Erhöhung der Studiengebühren wurden nicht geklärt und die Regierung bekommt noch soviele Empfehlungen von unterschiedlichen Kommittees vorgelegt, die sie nicht beachtet, geschweige denn bearbeitet.
Als ich vor kurzem in eines meiner Lieblingscafés wollte, meinte die Bedienung gleich am Eingang: Aber wenn du was essen willst, muss ich dich enttäuschen - unsere Köche streiken!
Oje, eine Epidemie...

Sunday, May 06, 2007

Schabbat, der gesetzliche Feiertag, wird für alles mögliche genutzt. Gestern war auch gleichzeitig Lag Ba'Omer, der 33. Tag nach Pessach, an dem angeblich eine damalige Pestplage aufhörte und der deswegen in modernen Zeiten freudig begangen wird. Herausgebildet hat sich mittlerweile die Gewohnheit, an diesem Tag ganz Israel in Brand zu stecken; überall wird gegrillt ('al HaEsch') und auch einfach so Stroh und sonstiges brennbares Material angezündet. Aber zuvor, den Tag über ist ja noch Ruhetag; und da machen sich viele Tel Avivis zu Fuss auf zum Strand oder auch nach Jaffa, Hummus oder sonstiges zu essen. Andere wiederum (miss-)brauchen die Ruhe und relative Menschenlosigkeit auf den Strassen während des Schabbats für illegale Aktivitäten. Auf dem Weg zum Sammeltaxi werde ich von der Polizei angehalten. Ein Polizist steigt aus und kommt auf mich zu. 'Und, wie gehts?' 'Gut, danke'. 'Woher kommst du?' 'Ja, wie? Wo ich herkomme von der Herkunft her oder gerade jetzt?' 'Jetzt!?' 'Von Florentin.' 'Aha. Wie lange bist du schon in Israel?' 'Knapp sechs Jahre' 'Aha. Ausweis, Visum- alles in Ordnung?' 'Äh. Ja.' 'Zeig mal her!'
Ich gebe dem Polizisten meinen Ausweis, er guckt sich das Ganze kurz an, gibt ihn zurück und wünscht mir beim Weggehen zu seinem Auto noch einen schönen Tag. Na, das hoffe ich auch. An der Strassenseite warten neben mir noch ein anderer jüngerer Mann und ein alter, der allerdings meiner Meinung nach nicht auf ein Taxi wartet, sondern eher darauf, dass noch etwas passiert. Das Polizeiauto fährt an uns vorbei, dreht mitten auf der Strasse, kommt zurück und hält auf der anderen Strassenseite auf der Höhe zweier Baucontainer, in die zwei Chinesen gerade zwei Säcke voller Geröll schütten. Ein weiterer Passant will vorbei und wird vom Polizisten aufgehalten. Der Polizist nimmt ihn am Arm, führt ihn zum Auto und untersucht ihn am ganzen Körper. Leider höre ich nicht, was sie reden, aber dem Mann scheint unwohl. Er zeigt seinen Ausweis, schüttelt ein paarmal den Kopf. Scheinbar ein Russe, vielleicht Einwanderer, vielleicht illegal, vielleicht vorbestraft, keine Ahnung; vielleicht auch nur einfach automatisch nervös wie ich, beim harschen, schon von vorneherein verurteilenden Auftreten des Polizisten. Er bekommt seinen Ausweis zurück und macht sich schnell vom Acker. Seltsam das Ganze. In dem Moment kommen die Chinesen mit einem Schubkarren aus dem Gebäude. Auf dem Karren türmt sich in schwindelnder Höhe ein Kabelsalat ohne jegliche Ordnung. Der Polizist winkt die beiden zu sich, öffnet den Polizeiautokofferraum und heisst sie einzuladen. Ich drehe mich um, frage den Jüngeren, ob ich das verstehen muss; er aber schüttelt nur den Kopf und lacht. Die Chinesen sind fertig und der Polizist schlägt den Kofferraum zu. Er steigt ein und braust davon. Häääääh? Ich kapiere hier gerade gar nicht, was passiert ist. Der Alte meint: 'Hätte doch nur jemand eine Kamera dabei...', und ich sage, dass ich sehr wohl eine Kamera dabei hätte, die aber doch lieber behalte als sie dem Polizisten zu geben. 'Da hättest du jetzt viel Geld mit machen können', fügt er hinzu. Ich kann leider nicht alle Worte übersetzen und stehe genauso dumm da wie zuvor. Endlich kommt ein Sammeltaxi, in das ich steige und zu meinen Eltern fahre. Die sitzen ausnahmsweise nicht abmarschbereit und leutebeobachtend auf der Bank vor ihrem Hotel, sondern sind noch in ihrem Zimmer. Ich gebe meinem Vater das 'Tapanad Zeitim', eine Masse aus schwarzen Oliven, die richtig lecker auf Crackern schmeckt - obgleich ich Oliven eigentlich hasse. Natürlich erzähle ich noch immer etwas baff meine Polizisten-Kabel-Geschichte. Mein Vater meint nur: 'Ist doch klar; Kupfer' Wie Kupfer? 'Der hat geguckt, ob die Luft rein ist und sich dann das Kupfer der Chinesen selbst unter den Nagel gerissen. Das ist momentan richtig schön viel wert. Du, kleine Ausländerin, der andere vielleicht auch noch illegal hier - was könnt ihr ihm schon gross anhaben?' - ja und ich hab tatsächlich nicht fotografiert, Fixefeuer!!! So etwas ärgert mich. Noch Stunden danach frage ich mich, warum ich nicht zuerst seinen Dienstausweis verlangt hatte, dann hätte ich seinen Namen gehabt. Oder warum war ich nicht einfach auf die andere Strassenseite gegangen bin und fragte, was er da eigentlich gerade tue. Fixefeuer, manchmal bin ich echt verdammt langsam. Ich könnte mir selbst jetzt noch, mittlerweile ist Sonntag abend, in den Arsch beissen. Mit meinen Eltern mache ich mich auf in die Altstadt von Jaffa; es ist ihr letzter Tag in Tel Aviv und ihr Besuch geht schon am nächsten Morgen zuende. Wir wandern durch den Sonnenschein über die Strandpromenade, machen eine Zigarettenpause, während der wir uns auf die riesengrosse Steine setzen, aufs Meer schauen, Angler beobachten und den Wellen zuhören. Als wir weiterlaufen, fallen uns zwei Männer auf, die unter grossem Kraftaufwand versuchen ein doch recht umfangreiches Netz aus dem Wasser zu ziehen. Sie selbst sind halb am Schwimmen, halb am Gehen und werden immer wieder von den Wasserschwaden überschwemmt. Anfangs stehen wir noch und gucken um dann weiterzugehen, aber irgendwann siegt die Neugier und wir setzen uns erneut auf die Steine um abzuwarten; um zu warten auf den Wunschbutt. Ich glaube, meine Mutter sieht im vorderen Mann eher die Ilsebill: er hat das Kommando, ruft dem anderen seine Befehle zu und würde wohl auch den Fang einkassieren. Der Hintere, schwabbelig, Hintern halb aus der Hose, naja, auf die Ferne nicht gerade intellektuell wirkend. Manntje, Manntje, Timpe Te, Buttje, Buttje war immer noch in der See. Ich widerspreche meiner Mutter. Muss so sein. Aus Prinzip. Nur weil jemand etwas dicker ist- auch wenn ich ihr ja eigentlich gerne zugestimmt hätte. 'Aber auch die Kopfform!', sagt sie noch zu ihrer Verteidiung. Sie hat ja irgendwie recht...
Ich klettere die Steine runter, um mit meiner Fisheye-Kamera aus der Nähe besser fotografieren zu können. Sie sind nämlich jetzt endlich da: kein Buttje, kein Wunsch, nur lauter glitschige, hilflos klatschende, kleine Fische mit grossen Augen in einem riesigen Netz. Ein, zwei grosse, hässliche Exemplare, die mich nicht wirklich berühren (ich finde eh, dass Fische immer dämlich gucken - nein, nicht wirklich Grund genug getötet zu werden. Hilfe, mag gar nicht dran denken...); aber um die Kleinen tuts mir schon leid. Und daneben: vier richtige Männer; zwei waren noch zum Helfen dazugekommen. Und alle sind jetzt so richtig schön stolz; fehlt nur noch, dass sie sich gegenseitig auf die Schultern klopfen und sagen: das haben wir aber gut gemacht, jetzt erstmal ein ordentliches Bier!!!
Auf meine Frage, ob ich fotografieren dürfe, meint der Fischer (also nicht Ilsebill): 'hauptsache halt nicht uns' - aha, illegale Aktion Nummer 2.
Wozu doch der Schabbat alles gut ist.

Sunday, April 22, 2007

Die letzten Tage waren Horror für chronische Sammler. Ich bekenne, ich gehöre zu den krankhaften Aufhebern, die nicht umhin können, näher zu begutachten, was sich da Ungewöhnliches auf der Strasse befindet. Eigentlich wollte ich es meiner Schwester Barbara gleich tun, die erfolgreich nach dem Motto lebt: ein Tag ohne gefundene Münze ist ein verlorener Tag - sie findet so gut wie jeden Tag Geld, unwichtig ob das nun viel ist oder nicht, es ist allemal bewundernswert. Bei mir gilt eher: kein Tag ohne Perle oder Murmel, oder: jedem Tag, sein Nagel. Ich finde jeden Tag Perlen auf der Strasse; oder eben Schrauben oder Nägel, die ich nur deswegen auflesen muss, weil sie einfach noch neu sind und so schön sauber und es ja echt schade ist, dass sie einfach so im Müll landen. Faszinierend finde ich auch riesige Muttern, so ganz fette, silbern glänzende mit heilen Gewinden - die find ich toll. Ich weiss nicht woher das kommt, ehrlich. Und jetzt, in Vorbereitung auf den Unabhängigkeitstag, der morgen abend, wenn erstmal morgen früh der Gefallenengedenktag ausgeläutet oder besser ausgesirent ist, gefeiert wird, da leuchten die Strassenränder und Gehwege. Überall liegen Plastikschnipsel, Fahnenreste, Federboabüschel, Glitzer und Glimmer. Gestern fand ich Gummiringe, die aussahen wie Glubschaugen und im Dunkeln leuchten. Aber ich habe sie dann doch ob ihrer Schäbigkeit weggeworfen. Ein paar Tage zuvor fiel mir ein verlorener Goldring auf dem Gehweg auf. Natürlich nicht wirklich Gold, aber goldschimmernd. Eingeprägt sind verschiedene Buchstaben oder Symbole. Seitdem versuche ich herauszufinden, was es damit auf sich hat. Es ist weder hebräisch noch arabisch und die Inder aus dem indischen Restaurant bei mir um die Ecke können damit auch nichts anfangen. Letzte Woche habe ich auch einen Kunststein verschenkt, einen orangenen; den hab ich auf dem Parkplatz gefunden. Heute bekam ich dann noch zu allem Überfluss einen kleinen Plastiksoldaten geschenkt, als Werbegeschenk statt Flyer - für das neue Kleidergeschäft von Omer Barnea (Model, Schauspieler, Amateursänger,...- über dessen Hässlichkeit ich mich mal in einem Blog zuvor ausliess). Wie geschmackvoll am Gedenktag der gefallenen Soldaten...
Aber Geld, nein, das nicht.

Monday, April 16, 2007

Schon Tage vorher dachte ich dran, graute mir davor - und genau heute habe ich es vergessen. Es fiel mir erst wieder ein als ich auf dem Weg zur Bank war und auf die Uhr schaute: Mist, gleich zehn Uhr und dann ertönt die Sirene. Wenn ich schnell wäre, könnte ich es in die Bank und wieder raus schaffen. Nicht nur das, ich war schon wieder flott auf dem Rothschild Boulevard und wer weiss, vielleicht hätte ich ja Glück und käme noch weiter. Um mich herum bemerkte ich, wie die Leute schon verstohlen auf ihre Uhren schauten. Einer schien zu üben und stand schon vorher stramm. Aus einem Geschäftsgebäude strömten die Menschen auf den Gehweg, um tatsächlich den Einhalt der Arbeit zu verdeutlichen.
Bis zu Allenby gelangte ich, dann erklang die Sirene. Zwei Minuten lang steht die Welt still. Busse, Taxis, Autos - jegliches Gefährt hält und Menschen steigen aus oder ab, stellen sich daneben und schweigen. Letztes Jahr hat es geklappt, da konnte ich mich tatsächlich den zwei Gedenkminuten widmen. Dieses Jahr wollte es nicht funktionieren. Mir ging alles mögliche durch den Kopf, zumal ich mit dem nervigen Ohrwurm 'Wir sagen euch an, den lieben Advent' aufgewacht war. Und dann fragte ich mich, während dieser unendlichen zwei Minuten, warum ich nicht auf eine Brücke gegangen bin, um den Stillstand der Motorisierten besser beobachten zu können. Ob die Bahnen auch stehen bleiben? Haben dann alle Züge zur normalen Trödelei noch einmal zusätzlich zwei Minuten Verspätung? Zwei Minuten können eine Ewigkeit sein und ich versuchte mich zu konzentrieren. Es ging nicht. Und wie jede frage ich mich, ob es sinnvoll ist, Trauer zu verordnen. Ob das Zeichen des Respekts, das Schweigen und Stillstehen, die Sirene rechtfertigt. Ob Holocaustüberlebende, dieses Geräusch als unangenehme Erinnerung an Verdrängtes empfinden oder ob ihre erfahrenen Schmerzen dadurch gemildert werden. Ich weiss es nicht, aber was durch diesen Stillstand deutlich wird, ist die Relativität der Zeit: während sich die zwei Minuten dehnen und recken, können sechzig oder siebzig Jahre Vergangenheit wie gestern scheinen.

Saturday, April 07, 2007

Das war ein seltsames Klassenfoto von den freigelassenen, englischen Soldaten und dem iranischen Präsidenten. Alle sahen irgendwie richtig glücklich aus. Fehlte nur noch, dass einer hinter dem Rücken des anderen scherzeshalber Eselsohren macht. Und alle sahen sie aus wie der Präsident: schicke Anzüge und weisse Hemden, nun gut, bis auf das alte Mütterchen mit Kopftuch irgendwo dazwischen.
Was hier viele Leute empörte, war die Tatsache, dass die Gefangenen Geschenke bekamen: neben den Zweiteilern auch noch Vasen, Cds und Pistazien. Das hat es ja noch nie gegeben. Zu Recht ärgern sich da die Israelis: wieviele israelische Soldaten wurden geschon gekidnappt und kamen ohne ein einziges Geschenk oder Souvenir wieder, wenn sie denn wieder kamen? Im Gegenteil, meist fehlte ein Stück und sie waren auch nicht mehr wirklich so quicklebendig. Und diese schleimerischen Briten, diese Charmeure - Cds, weil der Iran halt doch modern ist; Vasen, den Sinn für Ästhetik hat er nicht verloren und Pistazien, kleine Naschereien, die gemütliche Fernsehabende würzen. Was Israelis wohl bekämen? Schweinefleisch? Mazzebrot gemacht aus jaja, schon gut. Wir werden es ja bald wissen.

Tuesday, April 03, 2007

Ich muss gestehen, für mich ist das Internet sowohl Segen als auch Fluch. Auf der einen Seite finde ich nützliche Seiten wie z.B. www.historische-romane.de, auf der alte als auch neue historische Romane vorgestellt werden; auf der anderen, verirre ich mich heillos, wenn auch nicht ungewollt, auf Seiten mit Obskurem, Skurillem, Politischen oder Satirischem, eben auf allen, die irgendwie ansprechend aussehen. So gelang ich auch vor ein paar Tagen zu einer Seite, die sich die Todesuhr nennt. Auf diesem, nett mit Totenköpfen dekorierten Plätzchen können Interessierte ihre Geburtsdaten eingeben und dann erfahren, wann sie sterben werden. Ja, was es alles gibt; und wer hat nicht gerne ein wenig Ahnung von der Zukunft, frau will ja planen können. Generös werden drei Wahlmöglichkeiten zur Auswahl gestellt: normal, pessimistisch oder sadistisch. Ich, mutig wie ich bin, habe mir gleich die sadistische Voraussicht ausgesucht. Demnach schlägt meine Stunde am 18. Juli, die Jahreszahl verrate ich jetzt mal nicht. Was mich aber dennoch wurmte: nach welchen Kriterien wählt diese mysteriöse Todesuhr die Daten aus? Zufall? Erwartete Lebensdauer? Vorherige historische Katastrophen, die auf Wiederholung hindeuten? Was geschah bisher am 18. Juli? Natürlich, das Internet weiss Bescheid: Rom brennt, der Papst erklärt sich für unfehlbar und Hitler veröffentlicht Mein Kampf. Nicht gerade wegweisend. Auch die Geburt von Fichte oder Thomas Cooks Tod helfen nicht gerade weiter (beides übrigens Freimaurer). Nun denn, weiter mit der Auswahl: pessimistische Voraussicht. Auch hier: keine Vorankündigung. Und selbst die Verbindung zwischen der Gründung der Anonymen Alkoholiker am 10. Mai und der Ernennung dieses Tages zum portugiesischen Nationalfeiertag erscheint mir etwas wackelig. Also gut, letzter Versuch: normal, was wahrscheinlich soviel heisst wie: natürliche Todesursache. Am 17. Juli beschränken die Deutschen Kinderarbeit auf Feld- und Heimwirtschaft, die DDR schafft die Todesstrafe ab und Poppo von Brixen (wow, was für ein Name) wird Papst. Nein, so geht es nicht. Angela Merkels Geburt hat eindeutig nichts mit meinem Tod zu tun, das lehne ich ab. Aber eines ist doch seltsam; warum sterbe ich ausgerechnet im Sommer? Sommer, auf madagassisch Fahavaratra oder wie es so schön heisst: somer got, es hat hipsche knepfle! oder auch sommer botz wurst wer meiner Greten was thut, den hau ich, das die sau blut! Allerdings auch: wie der mensch, der, müd am sommerabend,
vom ufer steigt ins weiche wellenbad.
oje, muss ich ertrinken?
Das Internet, ein Rätsel!

Tuesday, March 27, 2007

Mit meinem gestrigen Besuch erkläre ich mein Zahnarzt-Abonnement für beendet. Nicht, dass ich voreilig sein wollte, aber wir, mein Zahnarzt und ich, haben uns darauf geeinigt, beide herausgefallenen Kronen einfach wieder reinzukleben - ohne die Stummelzähne darunter soweit zu verändern, dass Ersatzkronen benötigt würden. Eigentlich war es meine Entscheidung und mein Dentist war darüber nicht wirklich glücklich. Er hat ja auch teilweise recht. Nachdem er mir auf einem Bildschirm zeigte, wie einer der beiden Stummel aussieht (dafür nahm er einen ganz modernen Stift und fuhr mir damit im Mund herum), hätte ich gerne gesagt: nimm ihn ganz heraus! Umsonst! Geschenkt! Das ist gar nicht meiner!- Aber es ist auch eine Kostenfrage, und wenn der Krüppel schon so aussieht, dann helfen auch keine Schönheitskorrekturen mehr.
Ich sass also auf meinem Stammplatz und während ich so auf einen dieser Wattewürmer biss, um den Kleber trocknen zu lassen, was mir wie eine Ewigkeit schien, so dass mir danach richtig der Kiefer schmerzte, während ich da sass, fiel mein Blick auf eine kleine, blaue Plastikbox. Auf der stand: Bausch- Artikulationspapier mit progressiver Farbtönung. Wow. Wer hatte sich das ausgedacht? Angefangen beim Namen der Firma, der ablenkt von sämtlichen Bohrgeräuschen und blutendem Zahnfleisch aufgrund misslungener Zahnaushebelungen, bis hin zur Bezeichnung: Artikulationspapier. Und dann auch noch progressiv. Das schien mir total unlogisch: mit diesem blauen Blättchen im Mund, das störende Stellen markieren sollte, konnte ich doch nicht reden, geschweige denn, sauber artikulieren. Das müsste schon ein Bauchredner sein, der dazu fähig wäre, aber einer im progressiven Stadium. Mein Zahnarzt klärte mich auf: Artikulation meine auch die Bewegung der Kiefer bzw. die Art und Weise wie Ober- und Unterkiefer aufeinanderpassen. Aha. Ich habe es ihm zwar nicht ganz geglaubt, aber nach eigenen Erkundungen muss ich ihm mittlerweile recht geben. Was es alles gibt. Aber das 'progressiv' stört mich dennoch. Was ist denn eine fortschreitende Farbtönung? Batik? Es hört sich zudem böse an, aggressiv. Ich hätte vielleicht geschrieben: in dekorativem Blau, oder: Artikulationspapier, blau, klar, sauber.
Aber gut, was will ich von Bausch erwarten, die für ihre REFILL- Box mit dem Spruch werben: Wir machen Occlusion sichtbar???!